Hardpark2035


Szenario: «Die Hardbrücke ist 2035 dem Hardpark gewichen, einem eigenständigen Ökosystem, welches das gesamte Leben beeinflusst.»



Team: Bohdan Kalynkin (BA Industrial Design), Nicolas Keel (BA Game Design), Diego Marti (BA Game Design) 



Alyx, 23, Automechaniker



Ich wache auf im meinem Bett und schaue auf die Uhr. Es ist Freitag, 9 Uhr! zu früh. Heute muss ich die Wohnung meines Onkels besuchen gehen. Er ist vor kurzem an Lungenkrebs gestorben. Die Ärzte sagen, es wäre wegen der zunehmend schlechteren Luft gewesen. Pfha! Nun hat er mir sein Haus an der Hardstrasse vererbt.

Hardstrasse... Das ist doch der Ort wo die ganze Strasse abgerissen wurde, um dort einen Park zu bauen. Was für eine utopische Aktion. Die Strasse wird doch in den nächsten drei Jahren wieder zurück gebaut, wie es vorher war.

Hinfahrt

Ich schaue wieder auf die Uhr: 10:13 Uhr, der Bus sollte in den nächsten zwei Minuten ankommen. Viele Fahrzeuge sind nicht mehr unterwegs. Diese zweite Ölpreiskrise, die Europa 2031 getroffen hat, hatte recht grosse Folgen. Seitdem sieht man nur noch selten benzinbetrieben Fahrzeuge. Meiner Karriere als Mechaniker hat das auch nicht so gut getan... Oh, da kommt der Bus.

Nun wollen Sie abstimmen, dass in der Stadt den ganze Einzelverkehr verboten wird und dass die dazugewonnen Fläche begrünt wird. Na super dann bin ich ja so gut wie arbeitslos!

Draussen fährt der Bus weiter auf der leeren Strasse. Am Strassenrand stehen überall geparkte Autos, die schon seit Jahren nicht mehr bewegt wurden. Ab und zu huscht ein Elektroauto vorbei.

Ich steige um, auf das Tram. Eines der neuen "Super-Cobra- Trams". Die letzten Jahren hat die Stadt Zürich viel Geld in den öffentlichen Verkehr gesteckt und alles modernisiert, um die Erreichbarkeit überall trotz der Krise zu garantieren. Velos und Trottinets werden – seit der Bürgerinitiative von letzten Jahr – von der Stadt gratis bereitgestellt.

"Nächster Halt Hardpark". Ich steige aus.

Seit meiner Kindheit bin ich hier nicht mehr ausgestiegen. Die Hardbrücke scheint immer noch dieselbe zu sein. Zwar ist sie schmaler geworden, da nur noch das Tram hier oben verkehrt. Die Häuser, die sich links und rechts der Brücke befinden, haben Dächer, die komplett mit Grünzeug überwuchert sind. Und die Wände sind auch voller Pflanzen. Ich laufe die Wendeltreppe runter.






Wohnungsbesuch

Unten angekommen, schaue ich nochmals aufs Handy: Die Hardstrasse 46b liegt 200 Meter von mir entfernt. Ich schaue mich um, um mich zu orientieren. Alles sieht irgendwie anders aus. Die Strasse und die alte Tramstrecke sind weg. nun fliesst ein Bächlein in Ruhe unter der Brücke entlang, mit Schilf an beiden Ufern. Kleine Passerellen erlaub es einem, über den Bach zu gehen. Im Wasser sehe ich ein paar Fische, die hin und her huschen. Und ich könnte schwören dass ich einen Frosch gehört habe. Links der Brücke stehen ein paar grosse Eichen. Darunter im Schatten, sitzen ein paar Leute und chillen. Eine Schaukel hängt an einem der Äste und wird von drei Kinder heftig umkämpft. Trotz des Gekiefels war ich erstaunt von der Ruhe, die in diesem Quartier herrschte. Ich hörte nur das Plätschern des Baches, das Rascheln der Blättern und das Zwitschern der Vögel in den Baumkronen. Kein Industrielärm oder Lärm von Bauarbeiten, keine Autos die die ganze Zeit am Hupen sind.

Ich folge weiter meinem Weg Richtung Haus. An mir fahren ein paar Leute vorbei, die mit dem Fahrrad womöglich zur Mittagspause unterwegs sind. An mir fährt auch einer dieser neuen Transportroboter vorbei, die solarbetrieben automatisch Waren zu den Läden und Wohnungen bringen.

Leute sitzen draussen vor den Restaurants, diskutieren und geniessen ihr Essen an der frischen Luft. Andere kommen aus ihren Wohnungen und pflücken Gemüse aus den Gärten, die sich vor den Wohnblöcke befinden.

Schon bald stehe ich vor dem Haus des Onkels. Ich war nur selten zu besuch bei ihm –  trotzdem schien ich ihm zu gefallen. Anders kann ich es mir nicht erklären wieso er mir sein Haus vererbt hat.

Ich suche nach den richtigen Klingelknopf und drückte drauf.

Haven

Eine schlanker Typ mit Bart und braunen Haaren öffnet mir die Tür. "Du bist wohl der Alyx?" Ich nicke. "Dann komme mal rein, ich zeige dir die Wohnung". Ich bemerke ein kleines Schmuckstück, welches er an der Schläfe trägt und frage ihm danach.




Er sagt mir, es sei ein Gerät, welches die meisten Einwohner der Strasse tragen, das Ihnen hilft bei der Instandhaltung des Parks. "Es ist eine Art Freiwilligenarbeit, bei der man dafür sorgt, dass die Pflanzen und Tiere hier gesund bleiben", erklärte er mir. Wir gehen die Treppe rauf und öffnen die Tür zur Wohnung. Es war eine super Wohnung, um einiges grösser als die, die ich hatte und auch noch so schön möbliert. Ich freue mich. Bin aber auch ein bisschen betrübt, da ich mich wieder daran erinnere was ich da als Kind erlebt habe. Und nun ist es alles ruhig, der Onkel ist weg. Nach dem Besuch fragt mich Haven noch ein paar Fragen: "Nun gedenkst du, hierher umzuziehen ?" Ich antworte mit einem "Ich denke schon". Er fragt mich weitere Fragen. Woher ich komme, was ich mache, usw. und fragt mich dann, wie ich den Ort finde, und was ich davon halte, dass es eine autofreie Strasse ist?

Ich muss schon sagen ich bin plötzlich unentschlossen. Irgendwie gefiel es mir hier, die frische Luft, die Ruhe und das alltägliche ruhige Leben, das sich draussen abspielte, fand ich schön. Und irgendwie konnte ich es mir plötzlich vorstellen, dass dies eine mögliche Zukunft sein könnte. Wiederum – was, wenn das stimmt – bin ich in dieser neuen Gesellschaft ja nutzlos! Als Automechaniker habe ich keine Zukunft mehr. Ich werde ganz betrübt.

Haven schien mein Gedanken zu erraten und legt mir den Arm auf die Schulter. "Wir werden schon einen Platz für dich finden. Du wirst sehen, Leute mit deinem Können werden immer gebraucht. Wir verlassen beide das Haus, pflücken uns eine Orange und laufen dem Bächlein entlang, das nun im der ehemaligen Hardstrasse liegt. Meinem neuen Zuhause.